Glossar

Cis

Cis ist eine lateinische Vorsilbe, die mit „diesseits“ übersetzt werden kann. Es wird als Adjektiv verwendet, um Menschen zu bezeichnen, die sich mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Cis Männer wurden also bei ihrer Geburt als Männer definiert und leben auch als Männer, cis Frauen als Frauen.

Divers / Dritte Option

Seit dem 22. Dezember 2018 gibt es in Deutschland im Geburtenregister neben dem Geschlechtseintrag „männlich“ oder „weiblich“ auch den Eintrag „divers“. Diese Wahlmöglichkeit ist unter dem Begriff „Dritte Option“ bekannt.

Konzipiert ist dieser Geschlechtseintrag für Kinder, die bei ihrer Geburt aufgrund ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig zuordenbar sind – sogenannte inter* Personen. Auch eine nachträgliche Änderung des Geschlechtseintrags ist mit der dritten Option möglich, sofern die Person ein ärztliches Attest vorlegen kann, in dem eine „Variante der Geschlechtsentwicklung“ bestätigt wird. Durch diese offene Formulierung können auch trans* Personen ihren Geschlechtseintrag angleichen lassen. 

Vor der Neuregelung konnten trans* Personen nur durch das Transsexuellengesetz ihr Geschlecht ändern lassen, was mit großem bürokratischem Aufwand und hohen Kosten verbunden war. Bei Kindern mit uneindeutigen biologischen Merkmalen war es nur möglich, den Geschlechtseintrag bei der Geburt vorläufig offen zu lassen.

Gender

Als „gender“ wird im Englischen das soziale Geschlecht im Unterschied zum biologischen Geschlecht (dem „sex“) bezeichnet.

Das biologische Geschlecht wird meist schon bei der Geburt aufgrund von Merkmalen wie Chromosomen, Keimdrüsen und Organen festgelegt. Das soziale Geschlecht wird im Alltag durch soziale Interaktion und kulturelle Normen erlernt. So werden beispielsweise als weiblich zugeordnete Babys oft in Rosa gekleidet, männliche in Blau.

Gendersternchen

Mit dem Gendersternchen, auch Asterisk genannt, können Menschen, die weder Mann noch Frau sind, sprachlich sichtbar gemacht werden. Zum Beispiel: Lehrer*innen statt Lehrer.

Anders als das Binnen-I (LehrerInnen) macht das Gendersternchen jedoch explizit non-binäre Personen sichtbar, ähnlich wie der Unterstrich (Lehrer_innen).

Geschlechtsangleichung

Bei einer Geschlechtsangleichung werden die biologischen Geschlechtsmerkmale an die Geschlechtsidentität angepasst. Angleichende Maßnahmen können operative Eingriffe sein, aber auch Hormon-Therapien. Die Bezeichnung „Geschlechtsumwandlung“ ist diskriminierend und sollte vermieden werden, da der Körper der betroffenen Person nicht umgewandelt, sondern vielmehr der Identität angepasst wird.

Geschlechtsidentität

Die Geschlechtsidentität ist die individuelle Überzeugung, einem Geschlecht (nicht zwingend einem binären Geschlecht) zuzugehören. Sie wird nicht durch biologische Merkmale bestimmt.

Im Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität spielen biologische Faktoren zwar auch eine Rolle, vor allem aber die Sozialisation. So wird beispielsweise inter* Kindern oft bereits bei der Geburt das weibliche oder männliche Geschlecht aufgezwungen. Dies entspricht jedoch nicht ihren biologischen Geschlechtsmerkmalen und kann auch im Konflikt mit ihrer Geschlechtsidentität stehen.

Bei trans* Menschen wird ebenfalls die eigene Geschlechtsidentität von der Umwelt oft nicht akzeptiert. So wird beispielsweise eine trans Frau aufgrund biologischer Merkmale bei der Geburt als männlich definiert – im Widerspruch zu ihrer Geschlechtsidentität. Von ihrer Umwelt wird sie teilweise selbst nach einer Geschlechtsangleichung als Mann definiert.

Heteronormativität

Die Weltanschauung, nach der Heterosexualität die Norm darstellt. Heteronormativität legt fest, dass es biologisch nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) gibt. Inter*, trans* und non-binäre Personen werden dadurch ausgeschlossen und ihre Geschlechtsidentitäten nicht anerkannt. 

Inter*

Personen, die biologische Merkmale des männlichen sowie des weiblichen Geschlechts aufweisen, bezeichnet man als inter*. Es gibt viele verschiedene Formen von Intergeschlechtlichkeit, von denen die wenigsten medizinisch behandlungsbedürftig sind. Trotzdem werden inter* Kinder oft nach der Geburt hormonellen und operativen Behandlungen unterzogen, um sie geschlechtlich „eindeutig“ zu machen. Aus diesen Behandlungen folgen oft lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen, die umfassende Nachbehandlungen und Hormontherapien erfordern.

Mit der dritten Option ist es für inter* Menschen jetzt möglich, einen eigenen Geschlechtseintrag im Geburtenregister zu erhalten. Zuvor war es lediglich möglich, den Geschlechtseintrag offen zu lassen.

Non-binär

Non-binär sind Personen, deren Geschlechtsidentität weder eindeutig weiblich, noch eindeutig männlich ist. Non-binär stellt eher ein Spektrum als eine konkrete Geschlechtsidentität dar. Ein Synonym für non-binär ist der Begriff genderqueer.

Queer

Lange Zeit wurde queer im englischsprachigen Raum als negative Bezeichnung für homosexuelle Menschen verwendet. Diese eigneten sich den Begriff jedoch an und machten ihn zu einer Selbstbezeichnung. Queer umfasst alle, die von der Norm (hier meist: der Heteronormativität) abweichen.

Pathologisierung

Unter Pathologisierung versteht man die Einordnung bestimmter Verhaltensweisen, körperlicher Merkmale und Gedanken als krankhaft.

Trans*

Trans ist eine lateinische Vorsilbe, die so viel bedeutet wie „jenseits“ und das Gegenstück zum Präfix cis. Das Adjektiv trans* beschreibt Personen, die nicht dem Geschlecht zugehören, dem sie bei der Geburt zugeordnet wurden. Das kann bedeuten, dass sie dem „anderen“ binären Geschlecht zugehören. Also: Eine trans Frau ist eine Frau, die bei ihrer Geburt als männlich eingeordnet wurde. Ein trans Mann ist ein Mann, der bei seiner Geburt als weiblich eingeordnet wurde. Aber nicht alle trans* Menschen sind binär, es gibt auch non-binäre trans* Menschen. 

Das Adjektiv transsexuell wurde früher häufig zur Bezeichnung von trans* Personen verwendet. Der Begriff ist problematisch, weil er einen Zusammenhang zwischen Transidentität und Sexualität suggeriert. Trans* sein bezieht sich jedoch auf die Geschlechtsidentität, nicht die sexuelle Orientierung.

Als Transvestit*in wird bezeichnet, wer sich gerne entgegen seinem zugewiesenen Geschlecht kleidet. Transvestit*innen sind nicht zwingend trans*.

Quellen

http://www.gesetze-im-internet.de
http://www.im-ev.de/intersexualitaet
http://www.nonbinary.ch/non-binaeres-geschlecht
http://queer-leben.de/glossar

Ewert, Felicia: Trans. Frau. Sein. Aspekte geschlechtlicher Marginalisierung. Münster 2018.
Rousparast, Valerie-Siba: Hä? Was heißt denn Cisgender? Missy Magazine 01/2017.
Wild, Leo Yannick (Hrsg.): Trans* in den Medien. Informationen für Journalist_innen. TransInterQueer e.V. Berlin 2014.